16.03.2023
Andacht zu Ostern

Jesus sagte: »Ich bin die Auferstehung und das Leben.

Wer mich annimmt, wird leben, auch wenn er stirbt, und wer lebt und sich auf mich verlässt, wird niemals sterben, in Ewigkeit nicht.

Glaubst du mir das?«

(Johannes 11,25-26; Gute Nachricht-Bibel)

Liebe Gemeinde,

Ostern, Auferstehung – was sollen wir da eigentlich glauben? Schon die biblischen Autoren sind so aufrichtig, dass sie nicht behaupten, Genaues zu wissen. Das Neue Testament aber gibt es nur, weil Menschen etwas erlebt haben, das ihr Leben umgekrempelt hat. Und davon haben sie erzählt. Es ist etwas geschehen, das die Freundinnen und später auch die Freunde Jesu als Erfüllung und Bestätigung ihrer Glaubenshoffnung verstanden und erlebt haben. Sie haben gewusst, mehr noch: geglaubt, dass Gott der Gott der Lebenden, also das Leben schlechthin ist.

Darum haben sie, wie auch Jesus und viele Juden seiner Zeit, an die Auferweckung der Toten geglaubt. Eine Hoffnung, ein Glaube, der ihnen Lebensmut gab und vor allem: die Hoffnung auf Gerechtigkeit. Die Hoffnung, das feste Vertrauen: So, wie es jetzt ist, bleibt es nicht, wenige Mächtige beherrschen viele andere; wer Geld und Waffen hat, kann das Recht bestimmen; Reiche werden zu Superreichen, Arme bleiben arm. Nein, so, wie es jetzt ist, wird es nicht bleiben!

Es ist gut, sich daran zu erinnern, dass der auferweckte Jesus nicht einfach wieder in sein altes Leben zurückkam. Sein grausamer Tod ist nicht ungeschehen gemacht. Er ist aber auf geheimnisvolle Weise ‚überwunden‘. Der Auferweckte ist der Gekreuzigte.

Schmerzen und Tod erleiden wir weiterhin, erleben Verlust, tiefste Traurigkeit – und hören: „Ja, das ist so. Aber das ist nicht das letzte Wort über deinem Leben! Das ist nicht das letzte Wort für die Welt.“

Darum feiern wir jedes Jahr wieder das große, unbedingte, sogar das Leid und den Tod umfassende Leben. Das heißt Auferstehung!

Es geht dabei nicht um einen Wunderglauben, auch nicht um etwas, das man naturwissenschaftlich beweisen müsste. Es geht aber auch nicht darum, den Verstand auszuschalten – wieso auch? Unser Verstand kennt ja das Geheimnis. Um einige bedeutsame Dinge kreisen wir als um ein Geheimnis:

Die Liebe – jede Art Liebe – ist ein Geheimnis. Natürlich wissen wir etwas von Hormonen, die die manchmal unfassbare Mutterliebe wecken ... Und doch ist sie unverfügbar, manchmal eben unfassbar, bleibt ein Geheimnis.

Der Trost, den wir erfahren – und uns nicht selber geben können: ein Geheimnis, wenn er uns berührt.

Und natürlich das Leben überhaupt: ein einziges Geheimnis. Wir erforschen und ergründen – und eigentlich wird es nur immer geheimnisvoller, immer schöner, immer mehr uns staunen machend.

Das ist Auferstehung: Gottes grenzenloses Ja; das eigentliche, ewige Leben. Und ja, man darf, vielleicht soll man sogar die Zweifel nicht aufgeben. Die Fragen: Wo sehe ich das denn, Auferstehung? Österlich leben heißt leben als Menschen, die sich immer wieder aufrichten lassen, aufwecken lassen – und dann eben tatsächlich auch wach wahrnehmen, was in der Welt passiert. Die aufrecht stehen, auch und gerade gegen Unrecht und Unfrieden. Wir lassen uns bei der Hand nehmen, aufwecken, auferwecken, sodass wir selber stehen, aufrecht und frei. Wir lassen uns auferwecken, aufrecht hinstellen – von Gott, vom Geheimnis des Lebens selbst.

Das ist keine Vertröstung. Im Gegenteil. Der Glaube an die Auferweckung bedeutet für uns, dass wir uns um das Leben kümmern, das Leben in allen unseren Beziehungen. Er bedeutet für uns, sich gegen jede Lebensminderung zu stellen, gegen alle Todesmächte, die es immer noch gibt.

Österlich leben wir, indem wir das Leben hüten, überall.

Österliches Leben, nicht nur in der Osterzeit, wünscht Ihnen Ihre Pfarrerin




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